In Detmold droht einem historischen Bethaus der Abriss. Ein Anwalt der rechten Szene will es durch Parkplätze ersetzen lassen. Ein Artikel von PhilippLenhard
DETMOLD taz | Die Stadt Detmold am Teutoburger Wald ist ein beliebtes Touristenziel. Das nationalistische, nach dem Deutsch-Französischen Krieg errichtete Hermannsdenkmal ist eine ihrer Hauptattraktionen, das 120 historische Gebäude umfassende Freilichtmuseum eine weitere, und schließlich gibt es da noch die pittoreske Altstadt mit ihren schmucken, Jahrhunderte alten Fachwerkhäusern.
All das ist zwar der historischen Forschung seit Langem bekannt, die meisten Detmolder Bürgerinnen und Bürger dürften über diesen Aspekt ihrer Stadtgeschichte aber kaum etwas wissen. Obwohl es seit Jahrzehnten zivilgesellschaftliche Initiativen gibt, die die Spuren jüdischen Lebens in der Stadt wieder ins Bewusstsein rücken wollen, ist es auch heute noch problemlos möglich, in Detmold zu leben, ohne von diesem jüdischen Erbe je etwas mitzubekommen.
Schülerinnen und Schüler des örtlichen Grabbe-Gymnasiums haben vergangenes Jahr eine digitale Stadtführung „Jüdische Spuren in Detmold“ entwickelt und im Zuge dieses Projekts direkt gegenüber dem Bethaus an der alten Stadtmauer Informationsbanner angebracht, die auf die Geschichte des Gebäudes hinweisen. Aber kaum jemand verirrt sich hierher.
Wer etwas genauer hinschaut, ahnt warum. Schnelle tummelt sich seit mindestens zwei Jahrzehnten in der rechten Szene. 2002 wurde er vom Landgericht Detmold wegen Volksverhetzung verurteilt, weil er öffentlich gefordert hatte, Homosexuelle zu „vergasen wie damals die Juden“. Seither tritt er immer wieder als Szeneanwalt in Erscheinung, leistete etwa Beate Zschäpes Brieffreund Robin S. und dem rechtsextremen Youtuber Tim K. vor Gericht juristischen Beistand.
Alle zwei, drei Monate schaue das Denkmalamt nach dem rechten, lässt die Stadt wissen, aber es sei da wenig zu machen. Nicht einmal das Privatgelände, das Schnelle videoüberwachen lässt, dürfen die Beamten eigentlich betreten. Als es für jeden erkennbar durch die kaputten Fenster und das Dach in das Gebäude regnete, ließ Schnelle zwar die Fenster notdürftig mit Brettern zunageln, aber Bestandsschutz im eigentlichen Sinne leistet er nicht.
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