Mit seinem Angriffskrieg hat Putin nicht nur die Ernährungslage in der Ukraine verschlechtert, sondern auf der ganzen Welt.
„Kornkammer Europas“ – Weizenanbau im Gebiet Donezk in der Ostukraine Foto: Valentin Sprinchak/Itar-Tass/imago
„Das Getreide liegt jetzt in den Silos im Inland und in den Hafenterminals“, sagt Lazos. So wie er nichts exportieren kann, können Bauern nichts mehr verkaufen. Der Winter war lang, erst in den kommenden Tagen könnten sie die neue Saat ausbringen. Doch der dafür benötigte Kraftstoff sei für viele Bauern nicht mehr zu finanzieren. Sein Unternehmen zahle die Löhne momentan noch weiter, sagt Lazos. „Aber keiner weiß, wie lange das so bleibt.
Bekanntermaßen beschränkte sich der russische Angriff nicht auf den Donbass. Und so fiel der Preisschock noch heftiger aus, als die Fewsnet-Analysten erwartet hatten. Zwischen dem 23. Februar und dem 7. März schoss der Weizenpreis an der europäischen Getreidebörse Matif in Paris um weitere 58 Prozent nach oben, ein historisch einmaliger Sprung auf 422,50 Euro je Tonne. Derzeit liegt er bei etwa 364 Euro – unbezahlbar für viele arme Länder in der Welt.
Und so sind in Afrika bereits heute 346 Millionen Menschen – mehr als ein Viertel der Bevölkerung – mit einer „Krise der Ernährungssicherheit konfrontiert“, heißt es beim Roten Kreuz. Schon jetzt müssten Millionen von Familien jeden Tag Mahlzeiten ausfallen lassen. Es sei eine „alarmierende Hungersituation“, die sich in den kommenden Monaten zu verschärfen drohe, so das Rote Kreuz.
Im Westen der Ukraine, wo es bisher nur vereinzelte Raketenangriffe gab und die Front weit entfernt ist, stellt man sich darauf ein, vermehrt Gemüse anzubauen, um die Verluste im Osten auszugleichen. „Dieses Jahr denkt niemand an Gewinn. Die Bauern wollen einfach nur ihrer Pflicht nachkommen, das Land mit Essen zu versorgen“, sagt Stryzhak.
Und diese Waffe richtet sich zunehmend auch gegen andere Regionen der Welt. Denn die sind auf die Erträge der Ukraine angewiesen. Das kriegsgeplagte Jemen etwa importiert 90 Prozent seiner Grundnahrungsmittel, die Hälfte seines Weizens kam bisher aus der Ukraine und Russland. Bereits vor dem Ukraine-Krieg hatten im Jemen 17,4 Millionen Menschen nicht genug zu essen, darunter 2,2 Millionen Kinder, die akut unterernährt sind, heißt es bei der NGO Care.
„Die Ernten und die Qualität sind extrem gesteigert worden“, sagt Tiedemann. Und so wurde das Getreide aus der Region erste Wahl für viele internationale Händler. Ähnlich sei es beim Sonnenblumenöl: Auch da sei die Produktion dank hoher Hektarerträge guter Sorten stark gestiegen. Und auch über die nächste Ernte hinaus sieht Tiedemann schwarz. „Russland wird auf lange Sicht sanktioniert bleiben“, sagt er. Auf das Land kämen hohe Reparationsforderungen und Strafmaßnahmen zu. Eine Folge: „Die Landwirte werden keine liquiden Mittel haben, um Bestellungen vorzunehmen. Und höchstwahrscheinlich kommen kaum noch Landmaschinen, Ersatzteile und Pflanzenschutzmittel ins Land. Die werden es nicht mehr schaffen, ihre ganzen Flächen zu bestellen.
Für Tiedemann gibt es nur einen Weg aus der Misere: „Das Naheliegendste wäre, dass wir hier unsere Produktion wieder erhöhen“, sagt er. „Wir müssen effizienter werden.“ Mehr Agrarflächen, mehr Dünger, noch weiter optimiertes Saatgut – das wäre ein Ausweg, so sieht er es. „Der physische Markt steht extrem unter Druck“, sagt Nicholas Kennedy, Leiter der Rohstoffabteilung bei Euronext. Europa und das Schwarze Meer seien in den zurückliegenden 15 Jahren die Kernregion geworden, in der der Weltmarktpreis bestimmt werde. Und der sei schon vor dem Ukraine-Krieg extrem hoch gewesen. „Jetzt erleben wir geschichtlich absolut beispiellose Marktbedingungen.“ In den Future-Preisen schlage sich das sofort nieder.
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