Norbert Röttgen zählt zu den Nahost-Kennern im Bundestag. Er mahnt zu intensiven politischen Bemühungen und wünscht sich mehr öffentliche Solidarität mit Israel.
Herr Röttgen, der Nahe Osten steht an der Schwelle zu einem großen Krieg. Wie deuten Sie die Zeichen – bleibt es beim Kampf Israel gegen die Hamas oder werden andere Staaten und Akteure mit hineingezogen?An einem Flächenbrand hat in der gesamten Region – außer der Hamas und dem Iran – niemand ein Interesse. Das macht etwas Hoffnung, dass eine Ausweitung verhindert werden kann.
US-Präsident Joe Biden hat erklärt, dass die Palästinenser in der Perspektive einen eigenen Staat brauchen. Was heißt das für die Politik Israels nach dem Ende der Kämpfe gegen die Hamas?Einige Jahre lebte Israel in der Illusion, man könne den Nahostkonflikt und die Palästinensische Frage wegsperren und verdrängen. Diese Illusion hat die Hamas mit einem unvorstellbar brutalen Gewaltexzess zerstört.
Auch Deutschland hat an der Zwei-Staaten-Lösung festgehalten, an die keiner mehr recht glaubte. Sollte die Idee mit deutscher Unterstützung neu belebt werden?Wenn ich politische Perspektive sage, meine ich genau das. Aus meiner Sicht sind dafür – neben Israel natürlich – die arabischen Länder am wichtigsten. Es gibt aber auch eine europäische und deutsche Verantwortung, sich nicht wieder abzuwenden, wenn die Gewalt abebbt.
Man gewinnt als Beobachter von außen den Eindruck, die Front in der Ukraine sei festgefügt. Keine Seite kann in diesem Abnutzungskampf Durchbrüche erzielen. Wie hoch ist ihrer Einschätzung nach die Wahrscheinlichkeit, dass wir es am Ende mit einem eingefrorenen Konflikt zu tun bekommen?Das lässt sich derzeit überhaupt nicht abschätzen. Aber was sich verfestigt, ist die Einsicht, dass die Ukraine weiter unsere Unterstützung braucht.
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