Richard David Precht hat im Podcast mit Markus Lanz einen Satz zu orthodoxen Juden gesagt, der nicht in Ordnung war. Seither wird er dafür beschimpft und gibt sogar eine Vorlesungsreihe auf, weil ihn keiner mehr zu Wort kommen ließ. The European-Chefredakteur Oliver Stock schreibt ihm deswegen einen versöhnlichen Brief.
ich darf Du sagen, weil wir mal gemeinsam am Tisch gesessen haben, nach einem Deiner Auftritte. Es war in Frankfurt, und Du hattest gerade vor lauter Bankern das Finanzsystem mit einer tödlichen Würfelqualle verglichen: Kein Gehirn, aber jedes Tentakel voller Gift. Ich fand das hübsch frech, und als Du Dich zu uns an den Tisch setztest, wollte ich weiterplaudern, aber Du hattest Dein Augenmerk auf die Frau neben mir gerichtet und schienst mir etwas abgelenkt.
Viele sind deswegen aber neidisch auf Euch. Ihr habt Euch da einen Gipfel hinaufgeplaudert, der inzwischen von Gipfelstürmern belagert wird, denen auf dem Weg nach oben die Puste ausgegangen ist. Jetzt sitzen sie auf halber Höhe und warten, dass ihr stolpert und von da oben herunterpurzelt und deswegen schreibe ich Dir.
Jetzt will diese Entschuldigung auch wieder keiner kapieren, und es setzt das beliebte Spiel ein, dass das einmal Gesagte durch alles weitere Gesagte nur noch verschlimmbessert wird. Du kommst da nicht raus, zumal Du ein unverrückbares Tabu angesprochen hast, weil Du Dich ziemlich platt und mit gängigen Vorurteilen negativ über Juden geäußert hast. Die Chance, dass das daneben geht, ist in Deutschland recht hoch.
Und weil ich finde, dass das eine zum anderen gehört wie Precht zu Lanz, möchte ich es an dieser Stelle wiederholen: Mir gefällt es, wenn Ihr uns heiter die Welt erklärt. Manchmal irrt ihr Euch, aber ich finde, Ihr irrt Euch meistens lustiger als die anderen, solange es nicht um Antisemitismus geht. Ich würde mich freuen, lieber Richard, wenn wir uns wieder mal begegnen. Die Frau von damals ist übrigens reizend und ich soll Dich grüßen.
Der Beitrag"Lieber Richard Precht, dein Juden-Spruch war falsch, sonst mag ich deine Welt-Erklärerei" stammt von
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