Wie berühmte Köche versuchen, trotz der Pandemie im Gespräch zu bleiben: Zu Besuch bei Alain Ducasse und Albert Adriá im Pariser Pop-up Restaurant 'Admo', wo das Menü 380 Euro kostet
Der wahre Star des Abends ist der Eiffelturm, der sich buchstäblich ein paar Meter vom Tisch entfernt in den Pariser Nachthimmel erhebt. Dass er wegen der aktuellen EU-Präsidentschaft Frankreichs blau angestrahlt wird und mit gelben Sternen geschmückt ist, erhöht die Theatralik. Auf der Speisekarte findet der Gast den verblüffenden Hinweis, sein Menü stehe"sous le haut patronage d'Emmanuel Macron".
Zwei kulinarische Superstars also, die dringend etwas fürs eigene Ego und das Standing in der Branche tun mussten. Die schnellste Lösung: ein gemeinsames Pop-up. Ihr Kalkül ging zuverlässig auf: Wer in Foodie-Kreisen mitreden will, muss dagewesen sein.
Nur 100 Tage, noch bis 5. März, läuft das ADMO. Dom Pérignon und kulinarische Paradestücke sind quasi Pflicht: Zum Start ins Menü wird eine Art Saucière serviert, silbrig schimmernd und gefüllt mit zwei Flüssigkeiten in Yin-Yang-Optik: weiße Mandelmilch mit Sellerie und tiefschwarze Kaviar-Emulsion.
Weil bei Ducasse & Co. kein Mikrogrün und kein Saucentropfen zufällig auf dem Teller landen, lässt sich die ADMO-Karte auch als Manifest zum Status quo der Highend-Kulinarik lesen. Das Menü reißt die wichtigsten aktuellen Strömungen an, allen voran mit seinem Fokus auf Gemüse, Getreideprodukten sowie Fisch und Meeresfrüchten aus nachhaltigem Fang.
Mit dem ADMO demonstrieren Ducasse und Adrià ihren Anspruch, auch weiter als tonangebende Gestalter der internationalen Highend-Gastronomie zu gelten. Tatsächlich war das Pop-up als kulinarisches Format noch nie so präsent wie seit Corona-Beginn, ob als Event, Zwischennutzung oder Co-Produktion.
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