Grabstellen für Muslim:innen sind knapp in Deutschland. Dabei ist es eine Chance, christliche Friedhöfe stärker zu öffnen. In Berlin geschieht das.
Alle Gräber sind hier streng nach Mekka ausgerichtet: Der islamische Teil des Gatower Friedhofs Foto: Emmanuele Contini/imagoSabina Zollner 2.3.2023, 08:07 Uhr
Dass das Ganze etwas provisorisch wirkt, hat einen Grund: Immer mehr Muslim:innen lassen ihre Angehörigen in Deutschland begraben. Das hat verschiedene Gründe: Das Ende der Sargpflicht erlaubt es Muslim:innen mittlerweile, in fast allen Bundesländern ihre Angehörigen nur im Leichentuch zu bestatten.
Für andere ist es schlicht zu teuer, ihre Angehörigen für eine Beisetzung ins Heimatland zu überführen. Deshalb muss schnell Platz geschaffen werden auf Friedhöfen wie in Gatow. Doch in Berlin ist dieser Platz knapp. Wie im Rest von Deutschland gibt es dort keinen nutzbaren, ausschließlich muslimischen Friedhof. Muslim:innen sind deshalb auf die städtischen Friedhöfe angewiesen.
Bei Muslim:innen wie der Familie Atila entsteht so der Eindruck, dass sie im Wortsinne an den Rand gedrängt werden: „Wir fühlen uns benachteiligt, wir sind in der dritten und vierten Generation und wissen nicht sicher, wo wir unsere Verwandten beisetzen können“, so Atila. Ist man mit Karayel unterwegs, klingelt sein Telefon immer wieder. Das Geschäft mit dem Tod ist ein Job rund um die Uhr. Bis 2010 war das Hauptgeschäft islamischer Bestatter:innen in Berlin, Überführungen ins Heimatland zu organisieren. Das änderte sich mit dem Ende der Sargpflicht. „Die Idee ist, so aus der Welt zu gehen, wie man gekommen ist“, sagt Karayel zur muslimischen Sitte der Bestattung im Leichentuch.
Oft ist diese Sparsamkeit aber auch eine Kostenfrage. So würden viele von Karayels Kund:innen ihre Verwandten eigentlich gerne in ihr Heimatland überführen. Dies sei aber oft zu teuer: Mehrere Tausend Euro kann eine solche Überführung kosten. In manchen Heimatländern herrscht auch Krieg und es ist nicht möglich, die Angehörigen dort zu bestatten.
Die Pläne seien gut, sagt Karayel, aber: „Warum erst jetzt?“, fragt sich der Bestatter. Seit 15 Jahren sage er, dass es auf jedem Friedhof in jedem Stadtteil einen Bereich für muslimische Grabstellen gebe müsse. „Aber erst jetzt kommt da was in die Gänge.“ Dass erst jetzt nach Lösungen gesucht wird, kann er nicht verstehen.
Auch die Berliner Grünen-Abgeordnete Susanna Kahlefeld meldet sich auf der Kungebung zu Wort. Sie setzt sich schon seit mehr als zehn Jahren für mehr muslimische Grabflächen ein. „In einer Stadt wie Berlin ist Raum immer das Wertvollste“, sagt sie. Man müsse sich überlegen, was man mit diesem Raum mache.
Wie mehr muslimische Grabflächen geschaffen werden können, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Bei den landeseigenen Friedhöfen sind es die Kommunen beziehungsweise in Berlin die Bezirksämter, die über die Verteilung von Flächen entscheiden. Bei den kirchlichen Friedhöfen sind es die Kirchengemeinden. In Berlin liegt etwas weniger als die Hälfte der Friedhöfe in kommunaler Hand, der Rest gehört konfessionellen Gemeinden.
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