Zufällig stößt unsere Autorin auf ein Buch des Autors Helmut H. Schulz. Sie schreibt ihm einen Brief – der Beginn einer unvergesslichen Freundschaft. Ein Nachruf.
Der Brief, der mir heute aus dem Kasten schwer entgegenfällt, ist dicker als sonst. Die gleiche Marke klebt darauf, aber der Absender ist ein anderer. Ich ahne, was drinstehen wird. Wann öffnet man einen solchen Brief? Sofort? Ich habe die Begegnung, um die es hier geht, immer wieder neu versucht aufzuschreiben, jedes Mal ein bisschen anders. Sicher hätte der, über den ich erzähle, es noch besser gemacht.
Noch in dieser Nacht fasse ich den Entschluss, den Autor des Buches zu finden, um ihm von meiner Begeisterung zu erzählen. Ich recherchiere: Helmut H. Schulz ist 90 Jahre alt, er lebt in Berlin. Geschrieben hat er viele weitere Romane, unter anderem das Buch „Der Sündenfall“, Vorlage des Defa-Films „Verbotene Liebe“, den ich als Jugendliche so liebte. Seine Bücher wurden, wie die der meisten DDR-Autoren, nicht mehr nachverlegt.Ich denke an meine Großmutter.
Unser Briefwechsel ist nicht immer ganz einfach. Hin und wieder provoziert er mich, ich schreibe ihm meinen Ärger, woraufhin er antwortet, dass er mit einem Rüffel rechnen musste. Wir schicken uns gegenseitig unsere Texte und schonen den anderen nicht mit Kritik. Mit meinen Texten kann er erst wenig anfangen, später schon mehr. Am Ende nennt er mich immerhin Kollegin.
Wir haben uns nie getroffen und nicht miteinander gesprochen, aber eine Kiste voller Briefe steht auf meinem Schreibtisch. Er hat es geschafft, sein Lebenswerk zu veröffentlichen. Im November ist „Stadelhoffs Erben“ im trafo-Literaturverlag erschienen. „Ein Jahrhundertwerk, das mich krank und wehrlos zurücklässt“, schreibt er.Ich hatte mich immer vor dem Moment gefürchtet. Jetzt ist er da. Der etwas dickere Brief im braunen Kasten ist nicht von Helmut H. Schulz.
Es gibt viele wichtigere und nähere Wegbegleiter, die über Helmut H. Schulz erzählen könnten – das ist mir klar. Und obwohl mir die Geschichte so kostbar ist, dass ich sie am liebsten für mich behalten würde, schreibe ich sie trotzdem, weil ich es muss, weil ich diesem großen Erzähler nachrufen will, danke für Literatur, die weiterlebt, weiterleben muss, danke für diese unvergessliche Freundschaft und danke für Camilla.
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