Kolumne „Meine Bayern“ - Wer Tuchels Nachfolger werden könnte sportbild
Bei mir lief es so ab, dass ich nach eineinhalb Jahren Nagelsmann-ohne-Punkt-und-Komma-Rederei wieder aufmerksam die Ohren spitzte – weil sich Tuchel einer wohl temperierten, pointierten Sprache bedient, nicht alles durcheinander wirft wie Nagelsmann mit seiner atemlosen Plapperei. Kein Genuschel, keine Gedankensprünge. Vor allem die Ausländer bei den Bayern werden das als angenehm wahrnehmen. Oft genug hatten sie intern beklagt, dass sie Nagelsmann nicht verstehen, wenn er loslegt.
Doch Nagelsmann ist nun nicht aus einer Laune heraus bei den Bayern entlassen worden, sondern weil es in der Bundesliga im freien Fall nach unten ging, aus einem Neun-Punkte-Vorsprung auf Dortmund ein Punkt minus wurde. Sogar die Champions-League-Teilnahme schien in Gefahr nach einigen mühsam und glücklich eingefahrenen Punkten. Nagelsmann hat die einfachsten Dinge einfach zu sehr verkompliziert. Ein profaner Querpass wurde plötzlich zu einer Doktorarbeit.
Nagelsmann hätte die Kabine verloren, haben Kollegen geschrieben oder in die Kameras gesprochen. Das stimmt nicht ganz. Nagelsmann konnte die Kabine nicht verlieren, weil er sie noch nie erobert hatte. Dazu war er einfach noch zu jung. Den Top-Stars fehlte einer, zu dem sie hätten aufschauen können. Einer Mischung aus Vaterfigur und Respektsperson wie Jupp Heynckes. Sicherlich kommunizierten einige Spieler gut mit dem 35-Jährigen wie eben Kimmich oder Goretzka.
Der Zeitpunkt einer Trennung ist nie ideal. Fußballer gehen an ihre Grenzen, sie bestehen aus Fleisch und Blut. Sie atmen, keuchen, fahren ihre Adrenalinspiegel hoch, suchen Trost und Anerkennung. Da kommt ein Trainer mit Empathie, so wie eben Hansi Flick einer war viel eher an die Spieler ran als einer, der meint, sie seien mit künstlicher Intelligenz zu programmieren.Natürlich kann das jetzt mit Tuchel auch erst mal schiefgehen.
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