In Niedersachsen kämpft ein FDP-Bürgermeister für Tempo 30. Es ist ein zäher Kampf. Kann er seinen Parteikollegen, Verkehrsminister Volker Wissing, überzeugen?
Nicht seine Entscheidung, wie schnell hier gefahren wird: Christian Springfeld, Bürgermeister in Springe Foto: Moritz KüstnerKersten Augustin 13.6.2023, 18:58 UhrChristian Springfeld parkt seinen Wagen an einer Kreuzung, steigt aus und hockt sich an den Straßenrand. Ein kräftiger Mann in gebügeltem Hemd, aber jetzt hat er die Größe eines Sechsjährigen. Er schaut die Seitenstraße runter, norddeutscher Nieselregen, wenig Verkehr an diesem Vormittag.
Christian Springfeld ist seit 2016 Bürgermeister hier. Springfeld ist in der FDP. Viele haben ihn trotz, nicht wegen seiner Partei gewählt, sagt er. Und um alle Namenswitze gleich am Anfang abzuräumen: Springfeld sagt, dass es bei der Bürgermeisterwahl sicherlich nicht geschadet hat, dass er seine Stadt im Namen trägt.
Die Bürgermeister wollen selbst entscheiden, wie schnell in ihren Städten gefahren werden darf. Eigentlich eine ziemlich liberale Idee Jetzt, als Bürgermeister, hat er in seiner Partei einen Sonderstatus. „So viele Bürgermeister haben wir ja nu’ nicht“, sagt er. Nach seiner Wiederwahl im Herbst 2021 bekam er als Dank eine Urkunde von der FDP. Jetzt hat Springfeld das gute Gefühl, manche Äußerungen von Parteikollegen als „Quatsch“ bezeichnen zu können. „Ich bin kein guter Parteisoldat“, sagt er.
Seine Partei ist Springfeld oft „nicht fortschrittlich genug“: „Meine FDP sind nicht die alten weißen Männer, die gern rasen“, sagt Springfeld, und bezeichnet sich selbst als „linken Flügel der FDP“. Warum er noch in der FDP sei? Springfeld zuckt mit den Schultern. Und es wird an diesem Tag in Springe nicht ganz klar, ob der Bürgermeister keine gute Antwort weiß.
Springfeld hält jetzt an einem Tempo-30-Schildfest, für das er lange gekämpft hat. Wegen der Kita, die hier direkt an der Hauptstraße steht, wurde es ihm erlaubt, ausnahmsweise und nach vielen Bitten und Verhandlungen. Das Tempolimit gilt jetzt aber nur 30 Meter vor sowie hinter der Kita. Was dazu führt, dass viele Autos fast ungebremst weiterrasen. Es regnet, Springfeld stellt sich unter das Schild und witzelt mit dem Fotografen rum.
In Springe bekommt man den Eindruck, dass die Mehrheit in der Bevölkerung verkehrspolitisch womöglich längst weiter ist als die Bundesregierung, wenn man sie vor Ort nur machen ließe. Und dass die Berliner FDP, wie schon beim Tempolimit auf der Autobahn, im Namen einer angeblichen Mehrheit spricht, die es so eindeutig gar nicht gibt.
Früher sei sie mit dem Fahrrad zum Einkaufen gefahren, erzählt Regina Decius. Heute traut sie sich das nicht mehr, nimmt den SUV, der im Carport steht. Der Gehweg ist schmal, wenn ein Lkw vorbeifährt, spürt man den Luftzug.
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