30.000 mitgereiste Fans stellen mit Eintracht Frankfurt beim FC Barcelona die Fußballwelt auf den Kopf. Der Gastgeber ist irritiert und gedemütigt. Wie konnte es so weit kommen?
Gesegnet sei der österliche Fußballkarneval – und aus Frankfurter Sicht ein perfekter Abend, von der Führung mit dem ersten Angriff bis zu einem Millimeterentscheid des VAR, der einen früheren Anschluss Barcelonas verhinderte und ihn bis in die elfminütige Nachspielzeit verlegte. Die gab es übrigens, weil zwischendrin die Technik des Schiedsrichters komplett ausfiel. Aber das war nicht mehr als eine Fußnote.
Es begann schon weit vor dem Anpfiff; mit einer nicht enden wollenden Parade weißgekleideter Hessen. Jenseits des für sie vorgesehenen Oberrangs auf der Südostseite – offiziell gingen wie immer im Europacup nur rund 5000 Tickets zum Gegner – schwärmten sie über das gesamte Camp Nou aus. Das ehrwürdige Stadion erlebt auf seine alten Tage noch mal eine ganze Menge. Vor zwei Wochen einen. Und jetzt: Einen Auswärtsfans-Rekord mit rund 30 000 Frankfurtern.
30.000 Menschen und die Frage: Wie viel machen Fans aus? Oder, wenn man es überhöhen will: Gehört ihnen vielleicht doch das Spiel? Denn sicher, es gab allerlei fußballerische Erklärungen für den Frankfurter Coup. Barça wirkte ausgelaugt, vermisste den verletzten Animateur und Abwehrchef Gerard Piqué und musste bald auch seinen neuen Star Pedri ersetzen. Außerdem liegt Barça der Eintracht, das sah man schon beim 1:1 im Hinspiel.
Die Frankfurter Übernahme wurde begünstigt von der Entschlossenheit, sich durch nichts von der Reise nach Katalonien abbringen zu lassen – schon gar nicht durch Ankündigungen aus Barcelona, die Tickets außerhalb des Gästeblocks nicht an Deutsche auszugeben. Dazu kam das Osterwochenende, das viele Einheimische just ab Donnerstag aus der Stadt trieb. Die Wirren der Pandemie, die den üblichen Dauerkartenbesitzern das Aussetzen für eine Saison ermöglichten.