Die Krise auf dem Energiemarkt veranlasst die EU zum Umdenken. Doch die Abhängigkeit von Russland ist immens. Moskau nutzt das für Drohungen. Energie UkraineKrieg Gas
Wegen der schweren Spannungen mit Russland infolge des Krieges gegen die Ukraine sucht die Europäische Union neue Wege, um möglichst schnell unabhängig von fossilen Brennstoffen aus dem Land zu werden. Hierzu will die EU-Kommission eine Strategie entwerfen. Zugleich droht Russland, schon bald eine wichtige Versorgungslinie zu kappen.
Das Unterfangen der EU ist komplex: Rund 40 Prozent des importierten Gases kommen über Pipelines aus Russland nach Europa. Laut einem Entwurf des Kommissionsplans, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, sollen die EU-Gasspeicher bis Oktober im Schnitt zu mindestens 80 Prozent gefüllt werden. Hierzu könnten die Länder etwa Versorger oder Netzbetreiber in die Pflicht nehmen.
Auch Maßnahmen zur Energieeffizienz sollen laut dem Entwurf stärker gefördert werden. Bis 2030 sollten zudem jährlich rund 35 Milliarden Kubikmeter Biogas in der EU produziert werden. Darüber hinaus plant die EU-Kommission einen „Pakt für erneuerbare Energien“, um die Gasnutzung zu reduzieren und den Ausbau von Solarenergie, Wind- und Wasserkraft anzukurbeln.
Schon vor dem Krieg in der Ukraine waren die Gaspreise in der EU angestiegen, unter anderem wegen einer hohen Nachfrage während der Erholung von der Corona-Pandemie. Nun folgen neue ungeahnt steile Preiszuwächse. Laut dem Entwurf will die EU-Kommission die Mitgliedsländer dazu aufrufen, Verbraucher und Unternehmen künftig vor hohen Preisen zu schützen – unter anderem durch eine ausnahmsweise Regulierung der Preise oder gezielte finanzielle Unterstützung.
Russland verfolge solche Äußerungen, so Nowak. Die EU-Politiker würden durch ihre Handlungen die Energiepreise inzwischen überhitzen. „Europa verbraucht heute 500 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr, 40 Prozent davon sichert Russland“, erklärte der Politiker. Allein über Nord Stream 1 liefen 60 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr.