Trotz fehlender Wintersporttradition dominiert China die Wettkämpfe bei den Paralympics . Mit großem Aufwand werden Talente für den Spitzensport gesichtet – ob die behinderten Menschen im Land davon profitieren, ist fraglich, schreibt RonnyBlaschke
Das, was Andrew Parsons wohl am wichtigsten war, haben die meisten Chinesen nicht gehört."Peace", schrie der Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees am Ende seiner Rede bei der Eröffnungsfeier."Ich bin entsetzt, was gerade jetzt in der Welt passiert", hatte er zuvor gesagt. Doch seine Sätze zur politischen Weltlage wurden im Staatssender CCTV offenbar zensiert. Das IPC bat den Sender um eine Erklärung.
Es gibt auch im Sport nur noch ganz wenige Botschaften der Kommunistischen Partei Chinas, die im Westen halbwegs unkritisch aufgegriffen werden. Eine davon: Die Sommer-Paralympics 2008 hätten die Rechte von behinderten Menschen in der Volksrepublik gestärkt. Immer wieder verweist Die Folge: Seit 2004 in Athen dominiert die Volksrepublik den Medaillenspiegel der Sommer-Paralympics - bei keinem anderen Sportereignis kann sie ihre politischen Rivalen so weit hinter sich lassen. Und während bei den Olympischen Winterspielen im Februar trotz eines Rekordergebnisses noch eklatante Schwächen offensichtlich waren, deutet sich nun auch bei den Winter-Paralympics Chinas Dominanz an, zumal in Abwesenheit des wegen des Krieges in der Ukraine gesperrten russischen Teams.
Drei Viertel der behinderten Menschen leben auf dem Land, fernab der Metropolen, fernab der prestigeträchtigen Medaillenproduktion."Die Regierung hat zu wenig dafür getan, den Sport als Teil der Gesundheitsvorsorge und der Rehabilitation zu etablieren", sagt Hallett.